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Tagebuch

Abfahrtstag: 10.06.2001 Bomig-Deutz-Avignon

Wieder ist es soweit. Beim Kaltenbach in Bomig treffen sich Hugo, Schorsch und Kalle zur Moped-Tour 2001. Der harte Kern der Tourenfahrer ist doch sehr geschrumpft. Hugo bewegt diesmal seine 1100er DragStar durch die Alpen. Auf dem Weg zum Autoreisezug nach Köln-Deutz ziehen bedrohliche dunkle Wolken auf. Sollten wir bereits auf den ersten Kilometern mit Wasser Start Abanghi-Tour 2001 Kaltenbach Bomigvon oben konfrontiert werden? Der Wettergott bestimmt es anders und schickt uns nur ein paar kleine Tropfen. Hugo als aufmerksamer Leser der ADAC-Motorwelt ist tatsächlich über die Information gestolpert, dass im Juni 2001 jedes ADAC-Mitglied, das einen Autoreisezug benutzt, eine Flasche Rotwein bekommt. Der Schaffner, sorry Zugbegleiter ist sofort im Bilde und kommt mit (nur) 2 Flaschen rüber, da unser Schorsch leider kein Mit-Glied ist. Schorsch schafft es aber immerhin nach einer kleinen Trinkgeldsammlung noch eine 3. Flasche zu organisieren. Schönen Dank an unseren flotten Zugbegleiter Georg B. aus K. (Name von der Redaktion geändert). Nachdem Hugo aus dem Restaurant, als kleine Überraschung für unseren Schorsch, Anja aus Polen (ebenfalls Zugbegleiterin) mitgeschleppt hat, hat dieser nicht anderes zu tun als zu versuchen ihre BH-/Körbchengröße zu erraten. Die Wahrheit ist dabei nicht so recht ans Licht gekommen, liegt aber irgendwo zwischen einer Hand voll und der Sondergrößenabteilung bei Zelte-Weber. Voll der guten ADAC-Weinspende machen wir es uns im Abteil so gut es geht bequem und gönnen uns einige wenige Stunden Schlaf.

1.Tag: 11.06.2001 Avignon-Sault

Mit einer Stunde Verspätung erreichen wir etwas zerknautscht Avignon. Durch die Verspätung ist leider die Baguettelieferung zum DB-Frühstück in die Hose gegangen. Abanghi-Tour 2001 Pont du GardPer Bus werden wir vom Hauptbahnhof zum Verladebahnhof gebracht, wo unsere Mopeds auf uns warten. Hugo führt uns zielsicher auf der richtigen Route aus Avignon heraus. Über die N100 gehts zum 1. Fotoshooting am Pont du Gard. Es folgt der kulinarische Höhepunkt des heutigen Tages bei McDonalds. Anschließend fahren wir über St. Victor-la-Coste nach Châteauneuf-du-Pape. Nach diesem 45 !! minütigen Streckenabschnitt ist Schorsch durch den teilweise sehr rustikalen Straßenbelag bereits wieder so entkräftet, dass er auf sein McD-Fast-Food noch einen Tomatensalat draufsatteln muss. Dieser wird zu seinem Leidwesen mit Käse serviert. Doch ohne zu murren schiebt er alles in sich rein. Bei Châteauneuf du Pape fahren wir die ersten landschaftlich sehr schönen Streckenabschnitte. Seit Béddarides sehen wir am Horizont die kalkweiße Spitze des Mt. Ventoux, die uns die Richtung des restlichen Tages vorgibt. Wir versuchen Carpentras südlich über St. Didier zu umgehen, können aber auch hier nicht der bereits in der Tourplanung beschriebenen bescheidenen Streckenführung ganz entgehen. Entschädigt werden wir durch einen tollen Anstieg zum Col de Murs (627 m), dem 1. Pass unserer Tour. Ich sage nur klein aber fein. Unser Weg führt uns nach Gordes dem bekannten und schönen alten Wehrdorf. Leider haben wir irgendwie den Abzweig zur Abtei von Senaque verpasst. Nachdem wir einem kurzen Spaziergang unternommen haben, nähern wir uns durch saftig grüne Wälder nun unserem 1. Etappenziel in Sault.Abanghi-Tour 2001 Col de Murs Nach kurzer Suche checken wir in der geplanten Unterkunft, dem Hotel D'Albion ein. Wir entledigen uns des Gepäcks und satteln dann wieder die Mopets, um durch die Nesque-Schlucht nach Malaucène und von dort auf den Mt. Ventoux zu fahren. Obwohl wir den ganzen Tag strahlend blauen Himmel hatten, ist es hier oben auf ca. 1900 m arschkalt. Schorsch hat in seinem jugendlichen Leichtsinn natürlich keine Handschuhe dabei (das ist doch nur was für Schattenparker !) und wird somit in seiner Männlichkeit, den Kälteschmerz weg zu stecken, das erste Mal voll gefordert. Ein grandioser Fernblick entschädigt für die kalten Finger. Ach ja, der Wind. Als Mistral hat man ihn uns vorgestellt. Er pfeift hier heftig um die Ecken und bring ganz schön kalte Luft mit. Er hat aber auch den Vorteil, dass er für das gute Wetter verantwortlich ist. Am Tag vor unserer Ankunft hat es noch kräftig geregnet und der Mistral hat dann die ganzen Wolken weggeblasen. Nach einem 4-Gang Menü mit flotter Bedienung in Sault fallen wir ziemlich fertig ins Bett. Ca. 280 km gefahren.

Gordes

2.Tag: 12.06.2001 Sault - Col de Coyolle

Montbrun le Bains ist die erste Station unsere heutigen Etappe. Nach wenigen Kilometern erreichen wir dieses angeblich schönste Wehrdorf Frankreichs. Auch hier hat sich der Bummel durch die engen Gassen gelohnt. Beim Fotoshooting erkennen wir dann Schorschs kolossale Ähnlichkeit mit Bruce Willis ("Auch wenns schrill is - Bruce will es"; geklaut bei SWR3). Bei der anschließenden Auffahrt zum Col de Macuègne (1068 m) kann man die Provence richtig riechen. Ein tolles Gefühl. Wieder fahren wir über super Strecken auch wenn dabei keine großen Höhen erreicht werden. Angenehm ist auch das geringe Verkehrsaufkommen auf den engen und teilweise holprigen Straßen. Wir fahren durch die Gorges de la Meouge und machen Mittagspause in Ribiers. Wir lassen Sisteron rechts liegen und begeben uns wieder auf sehr schönen Nebenstrecken in Richtung Turriers. Hier überfahren wir die ersten 1000er Cols (Col des Sagnes, 1182 m und Col des Gracinets, 1185 m) des Tages und sehen zum erstem Mal die schroffen schneebedecketen Gipfel der Alpen. Durch die Georges Blanche fahren wir zum Lac de Serre-Poncon. Von hier geht es zügig nach Barcelonette. Da es wieder Zeit zum Tanken ist, sollte die nächste Tankstelle als Ziel angefahren werden. Durch den Verkehr werden wir getrennt und da die Definition der nächsten Tankstelle scheinbar doch etwas schwammig ist, steht Kalle dann allein an der 1. Tankstelle in Barcelonette. Der Tank wird aufgefüllt und schon geht es zurück zur Idealstrecke und siehe da, da sind doch noch 2 GM-er etwas planlos unterwegs. Auch die beiden gönnen sich noch einen ordentlichen Schluck aus dem Tankrüssel und dann gehts auf den Col de la Cayolle. Wegen der bereits vorgerückten Stunde haben wir den geplanten Abstecher zum Col d'Allos verworfen. Unser heutiges Etappenziel kurz vor dem Pass, das Refuge de Cayolle, ist noch komplett verriegelt und verrammelt. Somit setzen wir unsere Fahrt über den Pass fort und erreichen hier eine Höhe von 2327 m, wo abseits der Straße noch Schnee liegt. Während der Abfahrt vom Pass wollen wir dann die Hotels abklappern und nach einer Bleibe suchen. Schorsch, der sich langsam wieder an sein Moped gewöhnt, kann hier ein paar Meter gut machen und erreicht als erster einen Hotelparkplatz. Hier knüpft er sofort Kontakt zu einem älteren Ehepaar, das hier mit dem Wohnmobil Urlaub macht. Das Hotel hat heute Ruhetag und kann uns somit nicht beherbergen. Wir wollen schon weiterfahren, als der ältere Herr uns den Urlaubstipp schlechthin gibt. Er ist gerade bei einem Spaziergang an einer Gite (günstige Übernachtung mit Verpflegung und ‘Familienanschluss’) vorbei gekommen. Es wäre dort alles recht einfach aber sauber und günstig. Hört sich gut an. Wir machen uns auf, diese Gite zu finden. Wir erreichen am Ende einer Sackgasse einen urigen Bauerhof. Schorsch wird zur Begrüßung vom hofeigenen Ganter erst mal kräftig ins Bein gezwickt. Bei der Kontaktaufnahme stellt sich dann recht schnell heraus, dass Gudrun, unsere Gastgeberin, aus Deutschland kommt und seit 18 Jahren hier lebt. Zuerst ist es Ihr scheinbar etwas peinlich, dass Sie uns kein ‘ordentliches’ Abendbrot anbieten kann, da Sie nicht mit Gästen gerechnet hat. Aber wir sind auch mit wenig zufrieden und wollen diesen gastlichen Ort nicht mehr verlassen. Was wir anschließend an Essen aufgetischt bekommen (alles frisch aus dem eigenen Garten oder vom Hof) sprengt selbst die Aufnahmekapazität unserer grossen (Fr)Esser. Hier haben wir die beste und günstigste Unterkunft/Verpflegung der ganzen Tour genossen. Nochmal vielen Dank an Gudrun und Daniel für ihre tolle Gastfreundschaft. Ansonsten hat unser Bruce Schrilles heute seine 2. und letzte Sonnenbrille zerstört. Die erste ging bereits gestern den Weg in die Entsorgung weil sie mehr einem Puzzlespiel glich als einem funktionierenden Augenschutz und auf die 2. hat sich unser Held nach dem Tanken in Barcelonnette mal eben darauf gesetzt. Die 110 Kilo Lebendgewicht hält das beste Kassengestell nicht aus. Ca. 210 km.

3. Tag: 13.06.2001 Col de la Cayolle - Pourrieres

Über die Südrampe des Col de la Cayolle erreichen wir Guillaumes. Hier findet sich ein Cybercentre mit Internetanschluß. Für 10 FF die Stunde wird ein kurzer Lagebericht an den Rest der Banausen über die News-Ecke der Abanghi-Homepage abgesetzt. Auf Empfehlung von Gudrun ändern wir unsere Planung leicht ab. Die Gorges de Daluis ist von Süden her besser zu fahren, da diese Fahrspur nicht so oft durch Tunnel führt. Somit fahren wir über Valberg einem typischen Retortenskiort nach Beuil und von dort zuerst durch die Gorges du Cians mit ihrer markanten rot-braunen Gesteinsfärbung Richtung Süden. Auf der N202 geht es bis Entrevaux. Schon von weitem erkennt man die alte Festung auf der Bergspitze. Wir schlagen uns in die Wildnis und schlängeln uns über den Col du Buis nach St. Auban. Nach einem kurzen Stop setzen wir unsere Fahrt über Le Logis du Pin und Comps zum Grand Canyon du Verdon fort. Die gewaltigste Schlucht Europas liegt vor uns. Wir nehmen die Strecke an der südlichen Abbruchkante des Canyons unter die Räder. Leider ist hier viel Verkehr und auf den engen Straßen ist das Anhalten nicht möglich ohne einen riesen Stau zu verursachen. Die wenigen Aussichtspunkte sind ziemlich überlaufen. Auffällig war für mich, dass ich im Gegensatz zu meinem letzten Besuch am Grand Canyon plötzlich den Eindruck hatte, dass man kaum etwas sehen kann. Die Lösung dazu ist aber recht simpel. Beim letzten Mal war ich mit einem Wohnmobil hier. Darin sitzt man doch etwas höher als auf den Mopeds und es war seinerseit Januar. Die Bäume waren kahl und haben den Blick auf den Canyon freigegeben. Nun ist alles grün und man kann ausser an den Aussichtspunkten kaum etwas sehen. Über Aiguines fahren wir zur Brücke über den Verdon am Ausgang des Canyon, um von dort noch einen Blick in den Canyon zu werfen. Zügig nehmen wir uns den Rest der Strecke über Aups, Barriols und St.Maximes nach Pourrieres vor. Gegen 18.30 Uhr erreichen wir das Haus von Iris. Stefan und Gudrun aus München mit ihrem kleinen Sohn sind ebenfalls zu Besuch hier. Wir erleben einen schönen Grillabend bei dem die Weinreserven vollkommen vernichtet werden. Gudrun fährt voll auf Schorschs "Bruce-Schrillis-Masche" ab. Irgendwann überspannt Schorsch dann leider verbal den Bogen etwas, was einen leicht bitteren Nachgeschmack hinterläßt. Ich hoffe, dass sich niemand beleidigt fühlt, aber so ist unser Sorgenkind nun manchmal. Bei der lauen Sommernacht entschließen wir uns im Garten auf diversen Sitz- und Liegemöbeln zu nächtigen. Ein grandioser Sternenhimmel begleitet uns ins Land der Träume. Ca. 280 km.

4.Tag: 14.06.2001 Pourrieres - Col de la Couillole (bei Beuil)

Für Schorsch ist die Nacht wegen leichten "Erfrierungserscheinungen" ziemlich früh (ca. 5.30 Uhr) zu Ende. Was kann man von einer armseligen grobmaschig gestricketen Decke an Wärme erwarten? Er fängt an auf den Hugo einzulabern aber der verscheucht ihn erstmal. Schorsch schnappt sich sein Handy und setzt sich an das Kopfende der Poolbank auf der ich mein Nachtlager aufgeschlagen habe. Wie wild piept er mit dem Ding rum, aber ich lasse mir nichts anmerken und nach knapp 10 Minuten gibt Schorsch die Kontaktanbahnung auf. Hugo hat inzwischen Mitleid und nach einiger Zeit beschließen die beiden Strategen für das Frühstück zu sorgen. Man macht sich auf in den Ort, um dort diverse Leckereien zu kaufen. Zur Freude der Einkäufer sind sämtliche Läden bereits um kurz nach 7 geöffnet. Hierzu zählt natürlich auch die Bar wo die Beiden sich den 1. Kaffee des Tages gönnen und für ihre Einkaufstour schließlich über eine Stunde brauchen. Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns um 10.30 Uhr wieder auf den Weg in Richtung Norden. Unser ursprünglicher Zeitplan für heute ich ziemlich im Eimer. 400 km am Tag, bei den französchen Nebenstraßenverhältnissen und wenn man noch etwas sehen will, sind einfach nur mit der Brechstange machbar. Über schöne Nebenstrecken cruisen wir zum Lac de St. Croix. Dieser empfängt uns mit einer grandiosen türkisblauen Färbung. Wir erreichen Moustiers-Ste-Marie und ich erklimme den recht steilen und schweißtreibenden Fußweg zur Kirche, um dort eine Kerze anzuzünden. Während dieser Zeit machen es sich die Kulturbanausen in einem Cafe bequem. Wenige Kilometer nach dem Restart erreichen wir den Abzweig zur nördlichen Abbruchkante des Grand Canyon. Hier ist das Fahren doch erheblich besser als auf den anderen Seite. Die Route des Cretes bietet zudem einige spektakuläre Aussichtspunkte, die man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte. In Richtung Castellane bleibt vom Canyon immer weniger übrig, dennoch ist die Strecke sehr schön und gut zu fahren. Vorbei am Lac de Castillon erreichen wir wieder die N202. Hier trennen sich für kurze Zeit wieder unsere Wege. Hugo, der etwas voraus gefahren war, ist hier falsch abgebogen. Er hat es ziemlich schnell bemerkt, aber in der Zwischenzeit waren Schorsch und ich schon an dieser Stelle vorbei und in Richtung Entrevaux unterwegs. Kurz vor Entrevaux biegen wir nach links in die Gorges de Daluis ein. Keine Spur von Hugo. Wahrscheinlich lauert er uns irgendwo mit der Videokamera auf, um eine paar coole Bilder zu schießen. Wir schrauben uns immer weiter in die Schlucht doch kein Hugo weit und breit. Mittlerweile brummt mir ziemlich der Hintern und ich kann die Schlucht mit diesem Schmerz im verlängerten Rücken nicht geniessen. Also fahren wir den nächsten Rastplatz an und vertreten uns etwas die Beine. Kaum sind wir einige Minuten hier, erschallt von Süden der bekannte satte Klang (nicht ganz ABE konform) der 1100er DragStar von Hugo. Gemeinsam fahren wir nun durch die Schlucht und der Tip von Gudrun erweist sich als sehr gut, denn wir brauchen kaum durch Tunnel zu fahren. Auch hier findet sich wieder die markante rot-braunen Gesteinsfärbung. Aber im Gegensatz zur Gorges du Cians verläuft der Weg nicht unten im Tal entlang des Flusses, sondern in höheren Regionen knapp unterhalb der Abbruchkante durch die Schlucht. Wir erreichen Guillaumes wo sich unser südlicher Kreis schließt. Über eine Alternativstrecke kommen wir wieder nach Valberg. In Beuil erkundigen wir uns nach einer Unterkunft. Unter 440 FF für Halbpension ohne Getränke ist hier scheinbar nix zu machen. Wir setzten uns wieder auf die Kisten und fahren auf gut Glück weiter. Nach 6 km erreichen wir des Col de la Couillole und man glaubt es kaum, hier steht ein einsames Haus in schöner Lage mit den 5 wegweisenden Buchstaben in grossen Schrift auf dem Dach: G I T E S ! Klar, dass wir hier halten und für 210 FF Halbpension den heutigen Tag beschliessen. Ca. 250 km gefahren.

5.Tag: 15.06.2001  Col de la Couillole - Mt. Cenis

Die starke Abfahrt vom Col de la Couillole nach St. Sauveur führt uns vorbei an Roubion einem ebenfalls recht interessant gelegenen Wehrdorf. An der Brücke vor St. Sauveur stehen wir plötzlich vor einem Sperrschild. Auf der anderen Seite des Flusses wird die Straße neu geteert. Nach kurzer Handzeichenkommunikation schlängeln wir uns durch die Baustellenfahrzeuge. Über eine Fußgängerbrücke, entlang dem Sportplatz und der Schule erreichen wir wieder geteerten Untergrund und können unsere Fahrt durch das Tal der Tinèe in Angriff nehmen. Wieder schrauben wir uns über die Serpentinen in die Höhe. Unser Ziel ist diesmal der Col de la Bonette mit 2802 m die höchste Passstrasse der Alpen. Hier oben sind mehr Fahrradfahrer als Motorradfahrer. Die Burschen haben scheinbar sonst nichts zu tun ;-). Der Rundweg am Col ist leider noch nicht vom Schnee geräumt. Somit fahren wir nach den obligatorischen Bildern über Jausiers zum Col de Vars (2111 m). Weiter gehts über Guillestre zum Col de Izoard (2360 m). Hier sind wir plötzlich und unbemerkt von allen Seiten mit dunklen Wolken umgeben. Zum erstem Mal legen wir vorsichtshalber die Regenklamotten an, was sich im Laufe des Tages noch als sehr nützlich erweisen sollte. Wir schlängeln uns durch Briancon und erreichen über Cesana Torinese schließlich Sestriere. Wieder einer dieser optisch sehr unerfreulichen Retortenskiorte. Nach einiger Sucherei finden wir die Einfahrt zur Assieta-Kammstraße. Bereits hier ist schon voll die schlaglochstrotzende Sand-/Schotterpiste. Was da noch alles kommen mag? Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit, den widrigen Witterungsverhältnissen und den für diese Strecke doch nicht besonders geeigneten Fahrzeugen, heben wir uns diese Herausforderung für eine spätere Tour auf und fahren zurück nach Cesana und anschließend über Oulx nach Susa. Hier beginnt der Aufstieg zum Mt. Cenis. Kurz vor dem Pass finden wir in ca. 1900 m Höhe ein Hotel/Gites mit Blick auf die Staumauer des Lac de Mt. Cenis. Da das Handynetz hier äußerst schwach ist, bleibt zur täglichen Vollzugsmeldung in die Heimat nur ein herkömmliches Telefon. Doch auch das ist nicht so einfach. Da das Hotel erst seit 3 Tagen geöffnet ist, gibt es hier noch kein funktionierendes Telefon. Um 21.30 traben wir zur Bar die ca. 300 m entfernt ist, um von dort zu telefonieren. Da ausser uns niemand in der Bar ist, rauben wir diese erst mal aus. Quatsch, natürlich nicht. Aber ob das, was dann über den bemitleidenswerten Wirt hereingebrochen ist nicht schlimmer war als so ein kleiner Überfall, bleibt noch die Frage. Schorsch erklimmt in seiner grandiosen 6 Sprachigkeit (deutsch, englisch, französisch, spanisch, italienisch und Gebärdensprache) immer steilere Gipfel bis es schließlich zum totalen Absturz kommt. "Tue a une cigarette ?" schmettert er dem verdutzten Wirt knallhart aus der Hüfte an den Kopf. Zum Glück konnte der ältere Herr hinter der Bar wegen seines altersbedingten Rückenleidens nicht blitzschnell nach der Pump-Gun greifen (soll heißen, der Mann hatte genügend Humor, um Schorschs geistreichen "Versuch" eine Schachtel Zigaretten zu kaufen auch als solchen zu erkennen). Sonst hätten wir Schorsch eventuell pfundweise als Gehacktes in die Satteltaschen packen können. Ca. 320 km gefahren.

6.Tag: 16.06.2001 Mt. Cenis - Gletsch

Heute scheint der obligatorische Regentag zu sein. Bereits in der Nacht hat es gut geregnet und der Blick aus dem Fenster verspricht am frühen Morgen noch mehr davon. Was ebenfalls gut zu sehen ist, ist die BMW F650 eines anderen Motorradkollegen, der ebenfalls die Nacht in diesem Hotel verbracht hat. Die hat sich nämlich vor der Eingangstür quergelegt. Durch der Regen ist der Hauptständer auf dem unbefestigten Parkplatz einseitig eingesunken und hat die Kiste zu einer Rolle seitwärts animiert. Jetzt liegt sie da ganz traurig im Dreck und wartet darauf, dass ihr Besitzer sie aus dieser bescheidenen Seitenlage befreit. Nach dem Frühstück geht es dann in Regenklamotten vorbei am Lac de Mt. Cenis über die Passhöhe nach Lanslebourg. Mopetfahrer die aus der anderen Richtung kommen berichten über heftige Regenfälle am kleinen Bernhard. In Bonneval-s-Arc, einem der angeblich schönsten Dörfchen Frankreichs lohnt sich unserer Meinung nach kein Spaziergang. Irgendwie hat man hier den Eindruck es ist alles künstlich hergerichtet. Der Charme der Wehrdörfer, die wir bisher gesehen haben fehlt hier. Auf dem Col de l'Iseronxxx, wo unser diesjähriges Gruppenfoto entstanden ist, liegt noch mächtig Schnee. An jeder Ecke stehen noch die Schneeräumer. Die Straße ist aber komplett frei und somit eine Überfahrt problemlos möglich. Allerdings haben wir Glück gehabt, denn der Iseran ist wohl gerade erst geöffnet worden. Vielen Dank an die wohlbeleibten Engländer die hier in kurzen Hosen durch den Schee gestapft sind und unser Gruppenfoto auf Zelluloid gebannt haben. Zwischen Val d'Isere und Seez erwischt uns dann der Regen, der uns über den kleinen und grossen St. Bernhard begleitet. Leider ist es auch sehr diesig, so dass es mit der Aussicht ebenfalls nix wird. Hugo gibt noch Kohle für einen Plüschbernhardiener aus und schon sind wir wieder auf den Mopeds in Richtung Martigny. Irgendwie finden wir hier keine nette Bleibe und die Gegend ist auch nicht besonders prickelnd. Schließlich kommen wir überein noch mal kräftig dran zu ziehen und bis Gletsch durch zu starten. Es ist zwar schon nach 19 Uhr und der Hintern will nicht mehr so recht, aber die Möglichkeit den Abend in Gletsch vor dem Kamin des Hotels Rhonexxxxx zu verbringen macht die letzten Reserven locker. Kurz nach 21 Uhr erreichen wir unser Ziel. Die Küche ist bereits geschlossen, aber ein paar gut belegte Baguettes tun es auch. Gegen 23 Uhr stößt dann Martin der Eisenbahnrestaurator (siehe Tour-Bericht 1998xxx) noch zu uns. Diesmal entdecken Schorsch und Martin ihre gemeinsamen Probleme mit dem weiblichen Geschlecht. Endlich haben sich 2 gefunden, wo der Eine 100% Verständnis für die Beziehungsprobleme des anderen hat. Um 1.30 Uhr bemitleiden sich die Jungs dann so heftig, dass mir nur der Rückzug ins Bett übrig bleibt. 390 km haben wir heute gemacht. Bei dem Wetter eine stramme Leistung.

7.Tag: 17.06.2001 Gletsch - Il Fuorn (Ofenpass)

Beim Frühstück erhalten wir die Nachricht, dass die Schneefallgrenze bei 2000m liegt. Unser erster Pass am heutigen Tag ist der Furka mit 2431m. Da kommt Freude auf. Bereits bei der Abfahrt regnet es und der Furkapass liegt komplett im Nebel. Zum Glück gibt es hier (noch) keinen Schneefall. Über Andermatt fahren wir zum Oberalppass. Es ist mal wieder Sonntag in der Schweiz. Gut zu erkennen daran, dass massenhaft Fahrradfaher die Pässe raufradeln. Entland dem Vorderrheinxxxxx geht es bis nach Chur. Hier biegen wir ab in Richtung Lenzerheide. Martin wußte zu berichten, dass Jeanette (siehe Tour-Bericht 1998) jetzt hier arbeiten soll. Unsere Junggesellen wollen natürlich mal vorbei schauen. Im genannten Hotel ist aber keine Jeanette bekannt und so fahren wir unverrichteter Dinge weiter nach Tiefencastell. Hier beginntxxxx der Anstieg zum Albula-Pass. Als wir den Pass in 2321m Höhe erreichen befinden wir uns tatsächlich im schönsten Schneetreiben. Zum Glück bleibt nichts auf der Straße liegen, aber ein dauernd mit Schnee bedecktes Visier ist ganz schön nervig. Durchs Engadin geht es nach Zernez wo wir Richtung Ofenpass weiterfahren. Auf den letzten Kilometern des heutigen Tages zeigt sich dann der blaue Himmel und wir erreichen die letzte Unterkunft der Tour im Parc Naziunal Il Fuornxxxxx. Nicht besonders günstig (Wiener Schnitzel ca. 35 DM), aber in exponierterxxx Lage mit netter Bedienung (oh-la-la). Zu vorgerückter Stunde prostituiert mich Schorsch dann für 2 Bier, um dem Chef des Hauses "mal eben" eine Windows-Einstellung wieder gerade zu biegen. Jedenfalls ergibt sich dabei noch mal die Gelegenheit einen kurzen Gruss auf der News-Ecke zu hinterlassen. Ca. 240 km gefahren.

8.Tag: 18.08.2001 Il Fuorn - München

ofenpass langtauferer tal reschenpass landeck imst fernpass hier beginnt wieder der regen über garmisch auf die autobahn nach münchen. Schorsch unser grandioser Scout (München ist meine 2. Heimat) führt uns so lange planlos hin und her bis wir irgendwo auf ein Hinweisschild zum Autoreisezug stoßen. Dann ist der Rest recht einfach. Um 19 Uhr stellen wir die Mopeds am Bahnhof ab und nutzen die verbleibende Zeit zum Besuch beim Wienerwald. Die Verladung der Mopeds geht zügig, das Abteil ist diesmal irgendwie etwas größer und Schorsch knüpft schon wieder die ersten Kontakte zu einem Paar ("Elsa" und "Anton") aus Hagen, die in Kroatienxx gewesen sind. Nach dem Tip mit dem ADAC-Rotwein verbringen wir den Abend im Abteil der Hagener, die den ADAC-Wein brüderlich mit uns teilen. Irgendwann müssen wir Schorsch dann mit sanftem Druck aus dem Abteil entfernen, damit die die beiden noch was Schlaf bekommen. Schorsch schläft zum Glück in seinen Gummistiefeln die er bereits den ganzen Tag am Fuß hat. Somit können wir die viel zu kurze Nacht wenigstens ohne Gasmaske hinter uns bringen. Um 5.50 Uhr erreichen wir Köln-Deutz. Hugo sieht mächtig alt aus um diese Uhrzeit. Wir warten noch über eine Stunde auf unsere Mopeds. Dann geht es ohne Zwischenstopp heim ins Oberbergische. Nach einem kurzen Abschied beim Kaltenbach trennen sich unsere Wege. Es wird Zeit für mich nach Hause zu kommen, denn nach Dusche und Frühstück muss ich noch arbeiten. Das ist hart......... Aber bis zur nächsten Tour sind es ja nur noch schlappe 365 Tage. Nach meinem Tacho sind wir gesamt ca. 2400 km gefahren.

 

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Letzte Aktualisierung: 12.01.2009

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